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Wednesday, May 27, 2009

ReiseLust - Völlerei und Shufuness in Xiamen

Letzte Woche reiste ich, wie bereits angekündigt, nach Xiamen. Kenny, Lesley und ich durften bei Lesleys Großeltern übernachten. Das versprach natürlich interessant zu werden und alleine mit meinen beiden Philippino-Chinesischen Freunden lernte ich zwar kaum Chinesisch dazu, dafür aber Tagalog und ein paar Wörter in Fukien, dem Dialekt der Region.

From Bienvenidos a Xiamen
Es ging schon früh morgens los und nach einem kurzen Flug kamen wir donnerstagvormittags in Xiamen an. Natürlich wurde erstmal mit den Großeltern gegessen, und insgesamt war ich vom Hungertod die gesamte Dauer weit entfernt. Ob wir nun mit Kennys Freunden zum All-you-can-eat DimSun essen gegangen sind, oder von Lesleys Onkel in ein feines Restaurant mit Meerblick eingeladen worden sind, stets war mein Bauch nach dem Mittagessen so gefüllt, dass ich Angst hatte mein Bauchnabel möge sich nach außen umstülpen.
From Bienvenidos a Xiamen
Und da Xiamen doch einiges kleiner und chinesischer als Shanghai ist, war ich als Ausländer mal wieder auf Superstar-Status. Alte Männer sprechen mich im Bus auf mein tolles Aussehen an, Jugendliche begrüßen mich freundlich auf der Straße mit "Hello, Welcome to Xiamen" und insgesamt kann kaum ein Passant seine Augen von mir losreißen. Aber vielleicht hatte ich auch nur was Grünes zwischen den Zähnen hängen. Der Strand musste natürlich zu Fuß und mit Tridem erkundet werden, wobei letzteres beinahe zu dem Tod dreier Auslandsstudenten geführt hätte, da dass Fehlen einer Bremse erst im Moment einer rasanten Abfahrt Richtung Auto bemerkt wurde. Gott sei Dank hat der Fahrer des Volkswagens uns gesehen und ist uns natürlich nicht ausgewichen. Nur um Haaresbreite das Auto verfehlt, spielte sich eine ähnliche Szene nochmal mit einem Polizeibuggy ab. Mit Bremse wäre das ganze aber wahrscheinlich weitaus langweiliger gewesen. Der Strand an sich erinnert etwas an Nord/Mittelitalien und sieht man von herumschwimmenden Verpackungen ab, so ist er auch ziemlich schön. Kenny und Lesley meinten aber,dass das Wasser ziemlich dreckig sei. Es sei ja nicht mal blau! Aber wer nur die weißen Sandstrände der Philippinen kennt, muss wahrscheinlich nahezu jeden anderen Strand für dreckig halten. Die Chinesen haben sich auf jedenfall nicht beeindrucken lassen und sind dort relativ zahlreich schwimmen gegangen, was doch ziemlich unchinesisch ist. Viele (vor allem Mädchen) können noch nicht einmal schwimmen. Aber zumindest in Xiamen wird gebadet und die Männer trauen sich sogar ohne Sonnenschirm und T-Shirt am Strand zu sitzen. Ich hatte leider meine lange Jeans an und konnte zu meinen Bedauern leider nicht im Meer schwimmen, und so habe ich nur meine Beine (und unbeabsichtigter Weise natürlich auch die Hose) im Wasser abgekühlt.
From Bienvenidos a Xiamen
From Bienvenidos a Xiamen
From Bienvenidos a Xiamen

Aber als wahrer Baron lässt man sich ja nicht von seiner Mission abbringen und so ging es am nächsten Tag zu den Hot Springs. Man wusste jedoch nicht genau ob es nun wirklich Hot Springs waren oder nur ein normales Schwimmbad, und satte 118 Rmb sollte der Spaß kosten. 13 Euro für ein Schwimmbad? Ganz schön happig dachte ich mir, aber ich wollte unbedingt nochmal schwimmen. Nach mehr als einer Stunde in Bus& Taxi entpuppte sich das ganze jedoch als verdammt gute Entscheidung. Wir wurden zunächst in die geräumigen und geschmackvollen Umkleiden begleitet wo in unseren Spints Handtuch und Schlappen bereits auf uns warteten, bevor wie hinaus in den Außenbereich gingen wurden Kenny und ich jedoch von Sauna, Dampfbad und Kältekammer verführt und als wir schließlich draußen ankamen wartete Lesley bereits ungeduldig auf uns. Die Anlage war relativ hübsch und erinnerte mehr an Hawaii als an China. An jeder Ecke gab es Gratis-Tee und die Servicekräfte waren ausnahmslos überfreundlich. Unter den hundert Pools konnte man vom normalen Swimming Pool bis Massagestrahlbecken & und Quellen mit Tee oder Limonenaroma dort alles finden. Und als wir abends um 10 dann uns schließlich seufzend aus einem heissen Becken mit Rosenblütenblättern zwangen, wünschten wir uns wir hätten ein Hotelzimmer bei den Quellen gebucht um so jede Minute auszukosten.
From Bienvenidos a Xiamen

Kenny musste leider seine eigenen Großeltern besuchen, die in einem Nest ein paar Stunden Busfahrt entfernt von Xiamen wohnen. Und da wir nun nur noch chinesische Enkeltochter + verdächtig aussehender Europäer waren, wurde uns auch eine Ausgangsfrist erteilt. Wir sollten doch bitte bis 22:30 wieder zu Hausen sein. Im Glauben man würde sich dankbar und vertrauensvoll zeigen bei Einhalten dieser für über 22 Jährige etwas ungewohnten Uhrzeit, kamen wir auch tatsächlich pünktlich nach Hause. Aber ich wurde meiner Naivität gestraft und für den nächsten Tag hieß es dann 21:30. Wahrscheinlich ist es unnötig zu erwähnen, dass wir es nicht ganz geschafft haben pünktlich zu kommen, und sind erst um elf bei Ang-kong und A-ma eingetrudelt. Das Drama war groß, die geliebte Enkeltochter kommt so spät mit einem Ausländer heim?! Skandalös! Danach durfte sich Lesley erstmal eine Standpredigt anhören, was sie denn so erwarten würde, wenn sie sich auf mich einlässt. Nach der Heirat würde sie natürlich mit mir nach Deutschland ziehen und ihre arme Mutter im Stich lassen. Ihre genauso bedauernswerte Schwester müsse dann ganz alleine für die Mutter sorgen. Wie egoistisch von Lesley. Und über kurz oder lang würde ich mich dann ja eh von ihr trennen und sie wäre dann in Deutschland mit unseren Kindern total verloren. Würde ich ihr etwas antun, könne man nicht mal einfach so eben nach Deutschland fliegen und sie retten.
Lesley darf sich jetzt wegen mir auf allen kommenden Familienfeiern die Geschichte anhören wie sie um elf mit einem Europäer nach Hause kam. Die Situation war natürlich auch relativ peinlich für mich, aber immerhin kann ich dies zu meinen interkulturellen Erfahrungen hinzufügen, von denen ich wohl noch eine ganze Menge ähnlicher Art erleben werden darf. Um die ganze Geschichte zu verdrängen sind wir natürlich zunächst zum Strand und wollten später zur Massage. Letzteres erwies sich als schwerer als erwartet und nachdem wir eine Stunde stehend in einem völlig überfüllten Bus im Nachmittagsverkehrschaos bei 34 C° verbracht hatten, Bus gewechselt Straßen gesucht usw. kamen wir letzten Endes nach 2-3h Suche bei der Massage an. Nach 20h kostete die Ganzkörpermassage 168 Yuan. Glatter Wucher, dachte ich mir und die Lust auf eine Massage verging schlagartig. Stattdessen haben wir dann in einem angebliche Vietnamesischen Restaurant (In Englisch stand Vietnamesisch, aber in Chinesisch Thai) Thailändisch gegessen und die Massage auf später verschoben.
Natürlich mussten wir noch den buddhistischen Tempel besuchen und den dazugehörigen Berg besteigen, sowie die Nachbarinsel mit ihrer großen Statue vom Helden Zheng Chenggong. Im Tempelteich trieben tatsächliche Nazischildkröten ihr Unwesen. Irgendein frecher Mönch hatte Meister Wugui doch tatsächlich Hakenkreuze auf den Panzer gepinselt.
From Bienvenidos a Xiamen
From Bienvenidos a Xiamen
From Bienvenidos a Xiamen
From Bienvenidos a Xiamen
From Bienvenidos a Xiamen
From Bienvenidos a Xiamen
From Bienvenidos a Xiamen
From Bienvenidos a Xiamen
Danach hatten wir uns die Massage auch wirklich verdient und wir suchten eine andere Adresse auf. Das komplette Gegenteil von dem vorherigen Massageplatz war hier der Fall, eine schäbig aussehende Bude lockte hier mit deutlich geringeren Preisen, aber der äußere Anschein machte nicht unbedingt Lust auf mehr. Also wieder auf zum andern Laden und diesmal wurde zum Tagespreis von 145 Yuan die Ganzkörpermassage gebucht. Und es stellte sich mal wieder als gute Entscheidung heraus. Der Massagetempel ähnelte eher einem Hotel und wir wurden zunächst in ein eigenes Zimmer mit 2 Riesenbetten und Fernseher geleitet. Dann wurde uns ein Gratis Abendessen serviert und als wir fertig waren, gab es eine wunderbare Massage für mehr als 2 Stunden lang. Die Masseurinnen hatten ihr Handwerk drauf und neben Verspannungen noch meine Rückenwirbel zu Recht gerückt. Danach wurden Obstplatten serviert, und mein Körper war so entspannt wie noch nie zuvor.
From Bienvenidos a Xiamen
From Bienvenidos a Xiamen


PS: Wie jeder Schreiberling der was auf sich hält schreibe ich im Moment aus der Zensur heraus, denn man hat sich entschieden, dass blogspot.com für Chinesen gesperrt interessanter ist. Aber als waschechter Untergrundautor habe ich natürlich meine Wege mich dem fiesen Kontrollaparat zu entziehen und die Zensur zu umgehen. Sollte ich gefasst werden, würde eine 20 Meter hohe Goldstatue völlig ausreichen um meiner heldenhaften Taten würdig zu gedenken.

Wednesday, May 13, 2009

Kurztrip nach Europa

Juhuu, morgen geht’s spontanerweise für ein paar Tage nach Xiamen, und somit auch mal höchste Zeit nochmal was von mir hören zu lassen. Vorletzte Woche Mittwoch wollte keiner von uns direkt nach dem Unterricht nach Hause und so sind wir stattdessen in ein Künstlerviertel Shanghais (Taikang Lu) gefahren. Durch eine Seitengasse geht es von einer unscheinbaren Straße wie es sie in Shanghai hunderte gibt in ein Viertel was eher an Europa erinnert als an Asien. Ich wurde das Gefühl nicht los, ich spazierte durch eine Seitenstraße in Amsterdam oder Kopenhagen. Kleine Ateliers reihen sich an Cafés, Gelateria und Pizzerien. Vom Lärm der Großstadt ist nichts zu hören und stattdessen wird man von einem Beo mit einem gekrächzten "Nihao" begrüßt. Gegen Fotos schien der Frechdachs jedoch eine ausgeprägte Abneigung zu haben und bewegte sich jedesmal wenn ich den Auslöser drückte. Während ich mir in einem Cafe ein schönes Erdinger gönnte beobachtete Kenny die anderen Gäste. Anfangs meinte ich noch es wären einfach Künstler und die müssen so aussehen, doch letztendlich musste ich ihm zustimmen, dass die Herren am Nachbartisch "Genossen" sind.

From Picknick im Moloch
From Picknick im Moloch
From Picknick im Moloch
Als wir so an unseren Riesenpizzen knabberten, kam eine neue Idee auf. Statt Donnerstag sich mit Vorlesungen rumzuplagen, wollten wir ein Picknick im Century Park veranstalten. Freitag war eh frei und niemand erwartete von uns am Donnerstag tatsächlich zum Unterricht zu erscheinen. Ich kümmerte mich um Kuchen, während die anderen Sandwiches, Knabbereien, Getränke, und Früchte ohne Ende organisierten. Am Donnerstagmittag fuhren wir dann mit der U-Bahn nach Pudong und ich konnte es kaum erwarten mich über die Leckereien herzumachen. Der Park ist relativ groß mit einem See in der Mitte, der zu meinem Bedauern leider nicht zum Schwimmen geeignet sein soll. Auf einem Hügel halb im Schatten halb in der Sonne (die Westler in der Sonne, die Asiaten im Schatten) haben wir dann unsere Picknickdecke ausgebreitet und den ganzen Tag nichts anderes gemacht als zu faulenzen und zu essen. In chinesischen Parks kann man oft Brautpaare beobachten die durch Blumenbeete stapfen auf der Suche nach der perfekten Fotokulisse. Es kommt wie es kommen musste und die Ausländer werden herüber gewunken für ein paar Fotos mit den Turteltauben. Aber wir haben auch selbst fotografiert was das Zeug hält und Menschenpyramiden gebaut, was leider nicht die verpasste Wushu Stunde vollständig ersetzen konnte. Und während wir ich so im Gras lag erinnerte ich mich an die Sommer in Konstanz am See und in Hennef an der Sieg. Freitag war also für mich wie ein Ausflug nach Deutschland (Um das Deutschland-Feeling zu komplettieren gab’s später noch eine deutsche Spezialität: Döner beim Türken) Und um auch die kulturellen Aspekt einer Europareise nicht zu vernachlässigen haben Jan und ich uns noch ein paar Klassiker zum Lesen gekauft (Jan: Reise zum Mittelpunk der Erde, die Schatzinsel und Die Reisen des Marco Polo/ ich leistete mir The Picture of Dorian Gray und die drei Musketiere)
From Picknick im Moloch
From Picknick im Moloch
From Picknick im Moloch

Eine Woche später ging die Reise in den Westen mit unserem Vermieter weiter, der uns auf ein paar Bier und Knabbereien in den Paulaner Biergarten eingeladen hatte. In Form von einem schönen älteren Gebäude in der French Concession in einem hübschen Garten werden hier reiche Chinesen und Expats auf drei Stockwerken zum vergnügten Bratwurstessen und Biertrinken eingeladen. Wir beobachteten wie Chinesen zu DJ Ötzi, interpretiert von einer philippinischen Band, tanzen und unterhalten uns mit unserm Landlord Steven über Finanzkrise, Jugend und unterschiedliche Lebensumstände. So sind seiner Ansicht nach die Schwarzen in Amerika Schuld an der Krise (" The black people in America, they dont have money, but they buy houses, its crazy!") Natürlich werden jegliche Versuche zumindest einen Teil der Rechnung zu übernehmen abgeschmettert, was angesichts von Bierpreisen von 7,50 € pro Halbliterglas Weizen nicht allzu viel Bedauern unsererseits ausgelöst hat.